In Würzburg gab es großen Grund zu Feiern. Unsere Mobile Jugendbetreuung (MOB) Würzburg feierte ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem Fachvormittag. Viele Mitarbeitende aus Würzburg, Kolleg:innen aus anderen Bereichen und enge Kooperationspartner waren der Einladung ins Maschinenhaus auf dem Bürgerbräugelände in die Würzburger-Zellerau gefolgt, so dass volles Haus herrschte.
Den Gästen wurde ein sehr abwechslungsreicher Fachvormittag mit unterschiedlich besetzten Gesprächsrunden, einem fachlichen Input, musikalischer Unterhaltung und einer guten Bewirtung mit Häppchen und Gebäck geboten.
Die Würzburger Bereichsleiter Thomas Möginger, Lars Betz und der Einrichtungsleiter Werner Fritz begrüßten die Anwesenden und hoben Joachim Matthey als ehemaligen Geschäftsführer hervor, der als Begründer der Jugendhilfe Creglingen in ihrer heutigen Form gilt und den Weg für die MOB Würzburg frei machte. Ebenso wurde Monika Bach, Bereichsleiterin aus Würzburg, die gemeinsam mit Thomas Möginger die MOB vor 25 Jahren aufbaute, gewürdigt.
In der ersten Talkrunde, moderiert von Thomas Möginger, berichteten die stellvertretende Fachbereichsleiterin des Amtes für Jugend und Familien des Landkreises Würzburg Frau Bordon-Dörr, Monika Bach, Joachim Matthey und die langjährige Mitarbeiterin Nicole Schott von ihren Erfahrungen aus den Anfängen der MOB als noch sehr vieles improvisiert wurde. Für Frau Bordon-Dörr war es damals ein kleiner neuer Träger, der aber vieles passgenau möglich machte. Sie und ihr Team aus dem ASD verbinden die MOB mit Zuverlässigkeit, Flexibilität, ein gut aufgehobenes Gefühl und Kooperation auf Augenhöhe.
Monika Bach erzählte, dass man es aus Creglingen-Frauental, wo der Stammsitz der Jugendhilfe Creglingen war, gewohnt war, zu improvisieren. So starteten sie und Thomas Möginger damals mit einem kleinen Büro in der Semmelstraße. Das Team wuchs immer mehr mit den steigenden Hilfeanfragen, die man schnell und flexibel umgesetzt habe „wir haben es einfach gemacht und es uns auch zugetraut“, so Monika Bach. Joachim Matthey ergänzte, dass man vom Jugendamt des Landkreises Würzburg für eine Soziale Gruppenarbeit in Röttingen bei Creglingen angefragt wurde. Aufgrund des großen Bedarfs startete man schließlich Angebote in Würzburg. Innerhalb der Einrichtung gab es wenig Hürden und er vertraute dem Würzburger Team und ließ ihnen „freie Hand“. Nicole Schott erinnerst sich an viele schöne Anekdoten und Situationen und die Chancen vor 25 Jahren gemeinsam etwas nachhaltiges aufzubauen.
Aus dem kleinen Team ist eine MOB mit über 100 Mitarbeitenden geworden, die ambulante Fälle in und rund um Würzburg anbiete. Hinzu kommen viele Angebote an Schulen und 2018 die Eröffnung einer heilpädagogischen Wohngruppe in der Stadtmitte. Aufgrund der hohen Nachfrage gibt es mittlerweile auch eine Außenstelle in Miltenberg. Hervorzuheben ist auch die sehr gute Zusammenarbeit und das gewachsene Vertrauen mit den beiden Jugendämtern in Würzburg.
Professor Dr. Wolf Ritscher hielt einen Fachvortrag: „Systemische soziale Arbeit. Ein systemischer Streifzug durch das Feld des professionellen psycho-sozialen Handelns, insbesondere in der Jugendhilfe“. Ein sehr interessanter Einblick in die Theorie der systemischen Arbeit, denn „ohne Theorie kann man keine gute praktische Arbeit machen“ erläuterte er. Die anschließende Gesprächsrunde mit ihm, Frau Thanbichler vom Würzburger Institut für systemisches Denken und Handeln, die erfahrene Würzburger Kollegin Frau Kükenshöner und Werner Fritz, kam zu dem Ergebnis, dass das Gehörte des Fachvortrages nicht aus der Zeit gefallen sei, sondern eine nötige Basis für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien ist. Frau Kükenshöner bescheinigte, dass die meisten Kolleg:innen in unserer Einrichtung systemisch geschult sind und systemisch arbeiten. Frau Thanbichler ist sich sicher, dass es immer wieder ein Ringen um systemisches Handeln und Denken sei. Professor Dr. Ritscher meinte, man muss immer davon ausgehen, dass wir „alle Menschen mit beschränkten Möglichkeiten seien.“
Abwechslung zwischen den Beiträgen gab es durch die musikalischen Einlagen der Band, die sich aus Jugendlichen und Kollegen in unterschiedlichen Besetzungen zusammenfanden. Bei den Darbietungen blieb kaum ein Fuß ruhig und es gab Standing Ovation für die tollen Leistungen.
In der Abschlussrunde bestehend aus unserem Einrichtungsleiter Werner Fritz, Bereichsleiter Lars Betz, Professor Dr. Amthor von der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der THWS, Professor Dr. Ritscher, dem Leiter des Fachbereichs Jugend und Familie des Landkreises Würzburg Herr Adler und dem Leiter des Amtes Jugend und Familien der Stadt Würzburg Herr Kunze, ging es um die Zukunft der Jugendhilfe und die Aussicht in 10 Jahren. Das Publikum war ebenso eingeladen über ein Mentimeter seine Meinung abzugeben, was einige Lacher hervorbrachte.
Einig sind sich die Fachleute, dass die Fälle immer komplexer werden und vermutlich die Fallzahlen in den stationären Unterbringungen steigen könnten. Die künftige Finanzlage der öffentlichen Hand bereitet indessen Sorge und somit die Finanzierung der Leistungen. Mit den Ressourcen muss künftig noch umsichtiger gehaushaltet werden. Uneinig war man sich, ob die Qualitätsstandard zunehmen oder aufgrund des gegenwärtigen Fachkräftemangels die Qualifizierung der Mitarbeitenden herabgesenkt werden muss. Insgesamt sieht man die künftigen Jahre als Herausforderung, ist aber zuversichtlich, dass die MOB Würzburg wie bisher auch in Krisenzeiten kreative Lösungen anzubieten hat.
Ein Interview mit unseren Bereichsleitern Thomas Möginger und Lars Betz sehen sie hier: