Der Erste Landesbeamte Florian Busch und die Dezernentin für Jugend, Soziales und Gesundheit des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis, Elisabeth Krug, haben kürzlich die Jugendhilfe Creglingen e V. in ihrem Stammhaus in Creglingen besucht. Werner Fritz, Geschäftsführer der Jugendhilfe, stellte die Einrichtung mit ihren stationären, teilstationären und zahlreichen ambulanten Jugendhilfeangeboten vor.
Gegründet 1952 in Frauental als Jugendhilfe Land, galt es zunächst, jungen Männern Heimat und Arbeit auf den Bauernhöfen der Umgebung zu geben. Daraus entwickelte sich eine moderne Jugendhilfeeinrichtung mit Angeboten im Main-Tauber-Kreis und den angrenzenden Landkreisen Würzburg, Ansbach und Miltenberg. Vor 20 Jahren fand der Umzug der Wohngruppen und der Verwaltung aus Frauental in das neu gebaute Haus in Creglingen statt.
Erster Landesbeamter Busch zeigte sich beeindruckt, wie groß die Einrichtung mit knapp 400 Mitarbeitenden und 1600 betreuten Kindern, Jugendlichen und Familien ist. Sozialdezernentin Krug erklärte den Hilfeprozess aus Sicht des Jugendamtes, dem sie als Sozialdezernentin vorsteht. Die Eltern wenden sich direkt oder über andere Stellen mit einem erzieherischen Unterstützungsbedarf an den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamtes. Der zuständige Mitarbeiter ermittelt in zahlreichen Gesprächen, Hausbesuchen und unter Einbezug von anderen Stellen, zum Beispiel Schulen, den Hilfebedarf der Familie. Stellt sich heraus, dass ein Hilfebedarf vorliegt, stellt die Familie einen Antrag auf eine Hilfe zur Erziehung und im Jugendamt wird in einem strukturierten Prozess darüber entschieden. Dieses Verfahren läuft nach bestimmten Kriterien des Qualitätsmanagements der Region Franken ab. Zwei Mal im Jahr finden im Verlauf der Hilfe Hilfeplangespräche mit dem jungen Menschen unter Teilnahme des ASD und der Eltern statt, um die Ziele der Hilfe festzulegen bzw. den Erfolg der bisherigen Unterstützung zu überprüfen.
Ein wichtiger Baustein zum Gelingen einer Hilfe ist die Elternarbeit, die bei der Jugendhilfe Creglingen aufgrund ihres systemischen Ansatzes großgeschrieben wird. „Unsere Kunst ist es, Eltern mit ins Boot zu holen und in Verantwortung zu halten. Eltern bleiben Eltern“, erklärte Anita Lurz, Bereichsleiterin der stationären Hilfen Süd bei der Einrichtung. Mit den Eltern werde auf Augenhöhe gearbeitet und sie würden stets mit einbezogen. Wenn eine Rückführung nach Hause geplant ist, werde die Elternarbeit intensiviert. Auch aus Sicht von Sozialdezernentin Krug ist die Elternarbeit grundsätzlich in jeder Hilfe zur Erziehung angelegt.
Fachdienstkoordinator Jörg Mühleck stellte das Programm WIMES vor, mit dem der Erfolg von Jugendhilfeangeboten messbar gemacht werden kann. Die Jugendhilfe Creglingen hat gute Auswertungsergebnisse und Verläufe erzielt, auch im Vergleich zu anderen Einrichtungen. Hilfeabbrüche sind selten, was auch auf eine sehr gute Kooperation mit dem Jugendamt schließen lässt.
Der Fachkräftemangel in der Jugendhilfe wurde auch thematisiert. Die Nachfrage nach Angeboten ist sehr groß. Allerdings wird es zunehmend schwieriger, für die Wohngruppen Personal zu finden, da hier im Schichtdienst gearbeitet wird. Kritisch wird seitens der Jugendhilfe Creglingen der Einsatz von Nicht-Fachkräften in der Jugendhilfe gesehen.
Werner Fritz machte auf die zukünftige Beteiligung der jungen Menschen in der Jugendhilfe nach dem neuen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz aufmerksam. Es sei noch unklar, wie man die Jugendlichen besser einbinden kann. Aber die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass man gute Lösungen finden wird. Nach den fachlichen Inputs kamen Jugendliche aus den beiden Creglinger Wohngruppen zu Wort. Es entstand eine lockere Austauschrunde. „Man bekommt die Hilfe, die man braucht“, sagte eine Jugendliche. Die Jugendlichen erzählten sehr offen von ihren bisherigen Erfahrungen mit der Jugendhilfe. Der Nachmittag endete mit einem gemeinsamen Abendessen, bei dem auf Wunsch der jungen Menschen Pide gereicht wurde.