Armutswoche der LIGA

Gemeinsam für mehr soziale Gerechtigkeit - LIGA-Aktion in Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim setzen starkes Zeichen

Mit einer Aktion auf dem Marktplatz in Bad Mergentheim hat die LIGA der freien Wohlfahrtspflege Main-Tauber-Kreis– bestehend aus Caritas Heilbronn-Franken/Caritasverband Tauberkreis, der Diakonie, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem PARITÄTISCHEN Main-Tauber -Kreis– auf soziale Ungleichheit und die Lebensrealitäten vieler Menschen aufmerksam gemacht. In Tauberbischofsheim fand auf dem Marktplatz zeitgleich eine ähnliche Aktion statt.

Zentrales Element des Infostands war ein gemeinsames Bild, das aus Fotos der beteiligten Organisationen den Schriftzug MITEINANDER formte. Es steht symbolisch für das starke Bündnis innerhalb der LIGA – und für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Den Buchstaben E hatten wir bei unserem Ehemaligentreffen im Sommer aufgenommen.

Im Fokus standen Informationen rund um das Bürgergeld, aber auch viele persönliche Gespräche mit Besucher:innen. Die Diakonie hatte ein „Bürgergeld-Bingo“ vorbereitet: Teilnehmende konnten ihre tatsächlichen Ausgaben mit dem Bürgergeld-Regelsatz (563 €) vergleichen – oft mit ernüchternden Ergebnissen. „Man spart vermutlich bei der Ernährung – was aber schwer ist“, so Rainer Moritz. „Die Kultur muss man stark einschränken“, ergänzte Horst Hoffmann vom AK Asyl. „Oft sparen die Eltern an sich selbst, um ihren Kindern das Essen zu ermöglichen“, berichtete eine Mitarbeiterin der Diakonie.

An einer Stellwand konnten Passant:innen ihre Wünsche festhalten – darunter:

„Bezahlbarer Wohnraum“

„Mehr Teilhabe“

„Ich will mein Kind nicht ständig vertrösten müssen“

„Respekt – trotz Armut“

Diese Stimmen spiegeln die alltäglichen Belastungen und Sorgen vieler Menschen wider – und zeigen deutlich, wo politischer und gesellschaftlicher Handlungsbedarf besteht.

Rainer Moritz, in Vertretung von OB Udo Glatthaar, lobte die Aktion als wichtigen Beitrag zur Entstigmatisierung von Armut. „Es ist toll, dass sich die Träger gemeinsam zeigen und so Hemmschwellen abbauen – das kann helfen, dass Menschen eher Hilfe annehmen.“

Besonders das Thema bezahlbarer Wohnraum wurde als drängend bezeichnet – auch eine Absenkung von Bauvorgaben müsse diskutiert werden, um Wohnungen bezahlbar zu halten. Der Geschosswohnbau im Auenland müsse dringend vorangehen.

Viele Menschen mit Anspruch auf Bürgergeld verzichten auf Unterstützung – aus Scham, wegen bürokratischer Hürden oder fehlender digitaler Zugänge. Werner Fritz vom PARITÄTISCHEN: „Viele kämpfen sich durch. Aber die Hürden sind oft zu hoch.“

Das verzerrte Bild des „nichtstuenden Empfängers“ hält sich hartnäckig – dabei betrifft es meist Alleinerziehende, Kranke, Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen, wie die LIGA betont.

Auch das Thema Altersarmut war präsent. Prof. Dr. Thomas Haak, Vorstandspräsident des DRK-Kreisverbands Bad Mergentheim, machte auf eine bedenkliche Entwicklung aufmerksam: „Die Zahl der Hilfsdienste des DRK hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. Im Alter hilfsbedürftig und einsam zu sein – und dann noch finanzielle Sorgen zu haben – ist eine schwere Belastung.“

Alle Beteiligten lobten die hervorragende Zusammenarbeit im Vorfeld der Aktion. Das gemeinsame Ziel: Hürden abbauen, Armut sichtbar machen, Menschen in ihrer Würde stärken. Gemeinsam zieht man an einem Strang, jeder mit seinen unterschiedlichen Stärken. Ebenso fand man bei Landratsamt, Stadtverwaltung und Kirchen ein offenes Ohr und eine gute Kooperation.

Ein Tag, der sichtbar machte, was oft übersehen wird. Und ein Appell an Politik und Gesellschaft: Armut ist real – aber sie darf nicht ausgeblendet werden.